Transport
3 Minuten lesen • sennder Team • September 10, 2018

Berufskraftfahrer: Ein Männerberuf?

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LKW fahren, ein Männerjob? Die 28-jährige Tanja sieht das anders. Für die Berufskraftfahrerin bedeutet ihr Job Abwechslung und Spannung. Sich unter den Männern zu beweisen, sieht sie eher als Herausforderung statt als unüberwindbare Hürde. Sie ist eine von wenigen Frauen in diesem von Männern dominierten Berufsfeld.

Nachwuchssorgen der Transport- und Logistikbranche

Insgesamt gibt es deutschlandweit rund eine halbe Million Berufskraftfahrerinnen und Berufskraftfahrer. Davon gehen jedes Jahr etwa 35.000 LKW-Fahrer in den Ruhestand oder hören aus anderen Gründen auf, wohingegen nur 15.000 neue Fahrer den Beruf aufnehmen – ein Defizit von 20.000 Fahrern jährlich. Aus diesem Grund bestehen große Nachwuchssorgen der Transport- und Logistikbranche, die die Arbeitgeber folglich dazu drängen, den Beruf auch für Frauen attraktiv zu machen. Eine besonders große Hürde stellen die Ausbildungskosten dar, denn ein LKW-Führerschein kostet um die 3000€ und muss aus eigener Tasche finanziert werden. Nichtsdestotrotz tragen die Bemühungen langsam Früchte, denn LKW-Fahrer werden händeringend gesucht. Die Nachfrage steigt erheblich, weswegen ein sicherer Arbeitsplatz für Auszubildende und Quereinsteiger in Aussicht scheint. Als Resultat lassen sich neben Tanja auch immer mehr andere Frauen zur Berufskraftfahrerin ausbilden.

In Krisensituationen einen kühlen Kopf bewahren

Doch allein die Ausbildung ist nicht alles: In dieser Branche ist vor allem eine starke Persönlichkeit entscheidend. Laut Tanja muss man ein dickes Fell haben, denn ein rauer Umgang und Pöbeleien gehören in diesem oft stressigen Umfeld zum Arbeitsalltag. Gerade in diesem Punkt freuen sich die männlichen Kollegen über weibliche Unterstützung, denn Frauen seien zum Teil entspannter und ausgeglichener, meinen sie. Das Resultat ist oft eine ruhigere Herangehensweise, die in Krisensituationen helfen kann, das Problem schneller und effektiver zu lösen. Lars, der seit über 15 Jahren Berufskraftwagenfahrer ist, freut sich über weibliche Kolleginnen: „Ich habe den höchsten Respekt, dass unsere Fahrerinnen diese oft so harte Arbeit einfach durchziehen und das sogar noch mit Spaß oder einem lustigen Spruch auf den Lippen.“

Ein Leben auf drei Quadratmetern

Auf den ersten Blick mag der Job nicht immer einfach sein. Er ist hektisch, körperlich anstrengend und vor allem schwer zu vereinbaren mit Familie und Freunden, da oft auch Übernachtungen im drei Quadratmeter großen Führerhaus auf der Tagesordnung stehen. Doch die Vielseitigkeit des Jobs und das Reisen quer durch Europa machen ihn für Tanja trotz allem zu einem absoluten Traumberuf. Die Abwechslung macht den Reiz aus, denn gerade auf den Straßen kann immer etwas Unvorhersehbares passieren in Form von Staus, Unfällen oder Kontrollen. Dabei trifft man ständig verschiedene Menschen und lernt, mit den individuellen Persönlichkeiten in Krisensituationen umzugehen.

Die Entspannung holt sich Tanja zu Hause: Wenn sie zu ihrer Familie kommt, muss sie nicht mehr die toughe junge Frau sein, die sich unter den Männern behaupten muss. Hier kann sie die Ruhe genießen und wieder Kraft tanken. Aber spätestens nach ein paar Tagen juckt es sie wieder in den Fingern. Dann hat sie sich genug erholt, will raus auf die Straßen Europas und ruft im Betrieb an: „Was steht an Jungs, wohin soll ich fahren?“

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